Korea, Kolonialismus und die Kunst des Übersetzens – Über „DMZ Kolonie“ von Don Mee Choi

Shownotes

Wie übersetzt man einen Gedichtband voller Assoziationen und verschiedener Materialien? Wie findet man Begriffe mit passenden Vokalen? Und hilft es bei einer Lyrikübersetzung, wenn man selbst Lyrikerin ist? Darüber spricht Sonja Hartl mit der Lyrikerin und Übersetzerin Uljana Wolf und dem Poesie-Experten und Weltempfänger-Juror Timo Berger am Beispiel von Uljana Wolfs Übersetzung von Don Mee Chois Lyrikband „DMZ Kolonie“ aus dem Englischen.

„DMZ Kolonie“ ist ein Buch über die Geschichte Südkoreas, über Erinnerungen und Sprache. DMZ bezeichnet die demilitarisierte Zone in Korea, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde und die Halbinsel teilt: die USA besetzte den Süden, die Sowjetunion den Norden. In diesem Band schreibt Don Mee Choi über ihre Rückkehr in ihr Geburtsland, über die Opfer der Regimes, über Geflüchtete, Gefolterte, Waisenkinder und Schneegänse. Sie arbeitet mit Texten, Fotos und Zeichnungen, setzt sich mit Worten und Sprache auseinander – und erzählt vor allem von den Auswirkungen militärischer und staatlicher Gewalt. Ein vielschichtiges, eindrucksvolles Buch!

Uljana Wolf ist Schriftstellerin, Lyrikerin und Übersetzerin aus dem Englischen und anderen Sprachen.

Timo Berger ist Literaturveranstalter und Übersetzer aus dem Spanischen und Portugiesischen.

Sonja Hartl ist freie Journalistin.

Don Mee Choi wurde Seoul, Südkorea geboren, ist in Hongkong aufgewachsen, hat in den USA studiert und lebt in Berlin. Sie ist Lyrikerin und Übersetzerin insbesondere feministischer Lyrik aus dem Koreanischen ins Englische. „DMZ Kolonie“ wurde 2020 mit dem National Book Award für Poesie ausgezeichnet, außerdem hat sie sowohl ein MacArthur Fellowship als auch ein Guggenheim Fellowship bekommen.

Don Mee Choi: DMZ Kolonie. Aus dem Englischen von Uljana Wolf. Hrsg. Von Dorothee Elmiger, Mathias Zeiske und Jan Wenzel. Mit Illustrationen von Ina Kwon. Spector Books 2023. 168 Seiten. 24 Euro.

Seit 2008 erscheint die Weltempfänger-Bestenliste auf Anregung des Autors, Übersetzers und Herausgebers Ilija Trojanow und gibt Orientierung über übersetzte Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt. Litprom gibt die Bestenliste viermal jährlich heraus. Eine ehrenamtliche Jury aus acht Literaturkritikerinnen und Journalistinnen wählt stets sieben Titel aus. Die Weltempfänger-Bestenlisten sind auch auf der Webseite von Litprom zu finden.

Litprom wurde 1980 als „Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.“ gegründet und will den Dialog über und mit Literaturen des Globalen Südens im deutschsprachigen Raum anregen und fördern. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite.

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Der Podcast wird gefördert vom Deutschen Übersetzerfonds.