Sudan, starke Frauenfiguren und Gewalt – Über „Der Messias von Darfur“ von Abdelaziz Baraka Sakin

Shownotes

Wie findet arabische Literatur aus dem Sudan den Weg auf den deutschsprachigen Buchmarkt? Welche Herausforderungen gibt es beim Übersetzen aus dem sudanesischen Arabisch? Wie viel Freizügigkeit gibt es in arabischer Literatur? Und wie steht es um die Literatur aus dem Sudan hierzulande? Darüber redet Sonja Hartl mit Claudia Kramatschek und Günther Orth am Beispiel von Günther Orths Übersetzung von Abdelaziz Baraka Sakins „Der Messias von Darfur“.

In „Der Messias von Darfur“ werden die Sudanesen Ibrahim und Shikiri auf der Fahrt nach Karthum aus dem Bus gezerrt und zum Militärdienst eingezogen. Ihr Einsatzgebiet: Darfur. Dort gibt es einen erbitterten Krieg zwischen der Regierung und der brutalen Miliz Djandjawid auf der einen Seite – und verschiedenen Rebellengruppen auf der anderen Seite. Eines Tages begegnet Shikiri der jungen Frau Abdarrahman, die durch die Djandjawid alles verloren hat. Nach ihrer Hochzeit offenbart sie Shikiri, dass sie sich an jenen rächen will. Damit beginnt eine Odyssee durch verschiedene Kampfgebiete und gewissermaßen die jüngere Geschichte Darfurs. Aber es gibt noch jemanden, der die Pläne aller beeinflusst: der titelgebende Messias, der immer mehr Anhänger findet – und zwar in allen Konfliktparteien.

„Der Messias von Darfur“ ist ein hinreißendes, böses, witziges und kluges Buch – weit von jeglicher Betroffenheitsprosa. Es bringt die Verworrenheit und Unübersichtlichkeit im Sudan hervorragend auf den Punkt – und liefert zudem Hintergrund zum gegenwärtigen Krieg im Sudan. Die Übersetzung von Günther Orth wurde 2021 von Litprom mit Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert.

Günther Orth ist Übersetzer und Dolmetscher für Arabisch

Claudia Kramatschek ist Moderation und freie Literaturkritikerin mit Schwerpunkt auf den Literaturen vom indischen Subkontinent und der arabischen Welt.

Sonja Hartl ist freie Journalistin.

Abdelaziz Baraka Saakin wurde 1963 in Kassala im Osten des Sudan geboren, seine Vorfahren aber kommen aus Darfur im Westsudan. Er hat Betriebswirtschaft studiert, u.a. für verschiedenen internationale Hilfsorganisationen gearbeitet, vor allem aber ist er einer der beliebtesten Schriftsteller im Sudan – obwohl seine Bücher dort verboten sind. Er schreibt seit 2000. 2009 hat er den sudanesischen Tayeb-Salih-Preis erhalten, danach wurden dann seine Bücher konfisziert und verboten. Seit 2012 lebt er im Exil in Österreich und in Frankreich. Für „Der Messias von Darfur“ hat er den Prix Littérature Monde erhalten.

In dieser Folge werden außerdem erwähnt: Tayeb Salih: Zeit der Nordwanderung. Übersetzt von Regina Karachouli. Lenos 2010. Fatin Abbas: Zeit der Geister. Übersetzt von Bernhard Robben. Rowohlt 2024.

Die Folge wurde im November 2023 aufgenommen.

Seit 2008 erscheint die Weltempfänger-Bestenliste auf Anregung des Autors, Übersetzers und Herausgebers Ilija Trojanow und gibt Orientierung über übersetzte Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt. Litprom gibt die Bestenliste viermal jährlich heraus. Eine ehrenamtliche Jury aus acht Literaturkritikerinnen und Journalistinnen wählt stets sieben Titel aus. Die Weltempfänger-Bestenlisten sind auch auf der Webseite von Litprom zu finden.

Litprom wurde 1980 als „Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.“ gegründet und will den Dialog über und mit Literaturen des Globalen Südens im deutschsprachigen Raum anregen und fördern. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite.

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Der Podcast wird gefördert vom Deutschen Übersetzerfonds.