Indien, Hindi-Literatur und die Rolle des Englischen – Über „Mord“ von Anjali Deshpande

Shownotes

Die meisten Bücher aus Indien werden aus dem Englischen übersetzt, im Draupadi Verlag aber ist 2023 mit Anjali Deshpandes „Mord“ ein Kriminalroman erschienen, den Almuth Degener aus dem Hindi übersetzt hat: Wie schreibt die Autorin und Aktivistin Deshpande über Frauen und Dalit? Wie wird Hindi-Literatur in Indien gesehen? Und welche Rolle spielt das Englische als Literatursprache in Indien? Darüber spricht Sonja Hartl mit Almuth Degener und Claudia Kramatschek.

In „Mord“ (Draupadi Verlag 2023) wird eine Frau tot in der Nähe von Neu-Delhi auf dem Gutshof eines reichen Unternehmers gefunden. Die Polizei interessiert sich kaum für diesen Fall: Die Dorfbewohner reden nicht mit Polizisten und die Tote war vermutlich eine Prostituierte, die es nicht anders verdient habe. Nur der derzeit vom Dienst suspendierte Polizist Adhirath sieht das anders: Dieser Fall könnte ihn von seiner bevorstehenden Anhörung ablenken, die über seine Zukunft bei der Polizei entscheidet. Also beginnt er mit eigenen Ermittlungen.

„Mord“ stand auf Platz 3 des 60. Weltempfängers im Herbst 2023. Damals schrieb Jury-Mitglied Sonja Hartl: „Eine tote Prostituierte, ein suspendierter Polizist und wenig Hoffnung, dass der Täter jemals bestraft wird. Deshpande bleibt ganz nah bei denen, die unten in der Gesellschaft Indiens stehen. Konzentrierte, kluge und kritische Gesellschaftsanalyse verpackt als Kriminalroman.“

Almuth Degener ist Übersetzerin und Indologin. Claudia Kramatschek ist Moderatorin und Literaturkritikerin. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte liegt in den Literaturen des indischen Subkontinents.

Sonja Hartl ist freie Journalistin.

Anjali Deshpande wurde 1954 geboren und studierte Philosophie an der Delhi University. Sie hat an zahlreichen Aktionen zur Verbesserung der Lage der Dalit teilgenommen und schrieb als Journalistin eine Kolumne über Frauen. „Mord“ ist ihr erster Roman von ihr, der auf Deutsch erschienen ist.

Anjali Deshpande: Mord. Aus dem Hindi übersetzt von Almuth Degener. Draupadi Verlag 2023. 210 Seiten. 19,80 Euro.

Erwähnt werden in dieser Folge außerdem:

Geetanjali Shree. Sie hat für die englische Übersetzung ihres Romans „Ret Samadhi“ (englischer Titel „Tomb of Sand“, übersetzt von Daisy Rockwell) 2022 den International Booker Prize bekommen. Eine Übersetzung ins Deutsche liegt bisher nicht vor. Zuletzt ist von ihr eine Neuauflage ihres Romans „Mai“ im Unionsverlag in der Übersetzung von Reinhold Schein erschienen.

Alka Saraogi: Umweg nach Kakutta (OT: „Kalikatha: Via Bypass“). Übersetzt von Margot Gatzlaff-Hälsig. Insel Verlag 2006.

Seit 2008 erscheint die Weltempfänger-Bestenliste auf Anregung des Autors, Übersetzers und Herausgebers Ilija Trojanow und gibt Orientierung über übersetzte Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt. Litprom gibt die Bestenliste viermal jährlich heraus. Eine ehrenamtliche Jury aus acht Literaturkritikerinnen und Journalistinnen wählt stets sieben Titel aus. Die Weltempfänger-Bestenlisten sind auch auf der Webseite von Litprom zu finden.

Litprom wurde 1980 als „Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.“ gegründet und will den Dialog über und mit Literaturen des Globalen Südens im deutschsprachigen Raum anregen und fördern. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite.

Für Kommentare, Feedback, Fragen erreicht Ihr uns unter litprom@buchmesse.de. Zum Instagram von Litprom

Der Podcast wird gefördert vom Deutschen Übersetzerfonds.