Ohne Punkt und Komma - Über das Übersetzen von Aurora Venturinis „Die Cousinen“

Shownotes

85 Jahre alt war Aurora Venturini, als sie mit „Die Cousinen“ ihren literarischen Durchbruch feierte. Die Coming-of-Age-Geschichte ihrer Ich-Erzählerin Yuna erzählt von dem Aufwachsen und Leben im argentinischen La Plata der 1940er Jahre und dem Weg zur Selbstermächtigung durch Kunst und Sprache. „Die Schwester ist behindert, die Cousine kleinwüchsig – und auch Erzählerin Yuna ist »sprachlich zurückgeblieben«. Ständig droht die Klapsmühle. Oder der Rohrstock der Mutter. Oder die Attacke eines Lüstlings. Böse böse, dieser naiv-frenetische Roman“, schrieb Weltempfänger-Jurorin Katharina Borchardt über diesen Titel, der im Frühjahr 2023 auf Platz 1 der Weltempfänger-Bestenliste stand.

Übersetzt wurde der Roman aus dem argentinischen Spanischen von Johanna Schwering, die für ihre Übertragung den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 erhalten hat. Sie ist freie Lektorin und Übersetzerin für Spanisch.

Timo Berger ist Übersetzer für Spanisch und Portugiesisch und Literaturveranstalter.

Sonja Hartl ist freie Journalistin.

Die genannten Bücher in diesem Podcast sind:

Aurora Venturini: Die Cousinen. Aus dem Spanischen von Johanna Schwering. dtv 2022. Aurora Venturini: Wir, die Familie Caserta. Aus dem Spanischen von Johanna Schwering. Voraussichtlicher Erscheinungstermin ist im Januar 2024 bei dtv. Mariana Enriquez: Unser Teil der Nacht. Aus dem Spanischen von Inka Marter und Silke Kleemann. Klett-Cotta 2022.

Nach der Aufnahme hat Johanna Schwering noch einmal nachgesehen, wie das Wortspiel mit Kanapé im Spanischen ist: Im Original sagt die Mutter etwa "erst mal ein Häppchen" und benutzt dafür das Verb "picar", eine Kleinigkeit essen, aber auch: etwas aufspießen (das versteht Yuna natürlich wörtlich). Yuna denkt dann über das Substantiv gleichen Stamms nach, "pico", das Schnabel, aber auch (hier wohl eher) "(Spitz-)Hacke" bedeutet und fragt sich, wo die Mutter dieses Instrument jetzt hernehmen wolle und ob das wohl eine Besteckart sei, die sie noch nicht kennt.

Seit 2008 erscheint die Weltempfänger-Bestenliste auf Anregung des Autors, Übersetzers und Herausgebers Ilija Trojanow und gibt Orientierung über übersetzte Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt. Litprom gibt die Bestenliste viermal jährlich heraus. Eine ehrenamtliche Jury aus acht Literaturkritikerinnen und Journalistinnen wählt stets sieben Titel aus. Die Weltempfänger-Bestenlisten sind auch auf der Webseite von Litprom zu finden.

Litprom wurde 1980 als „Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.“ gegründet und will den Dialog über und mit Literaturen des Globalen Südens im deutschsprachigen Raum anregen und fördern. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite.

Für Kommentare, Feedback, Fragen erreicht Ihr uns unter litprom@buchmesse.de. Zum Instagram von Litprom

Der Podcast wird gefördert vom Deutschen Übersetzerfonds im Rahmen des Programms NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.