Philippinen, Tagalog und unvermutete Universalität – Über Luna Sicat Cletos „Offenes Meer“

Shownotes

Soweit wir wissen, ist der Lyrikband „Offenes Meer“ die erste umfangreiche deutsche Übersetzung aus dem Tagalog – eine der Hauptsprachen der Philippinen – ins Deutsche. Wie übersetzt man aus einer Sprache, zu der es kein verwendbares Wörterbuch gibt? Wie lesen wir Gedichte aus den Philippinen? Und wie können wir mehr Literatur von den Philippinen kennenlernen? Darüber spricht Sonja Hartl mit der Übersetzerin Annette Hug und der Journalistin Katharina Borchardt.

„Offenes Meer“ versammelt Gedichte aus 30 Jahren: Politische, persönliche, stilistisch sehr verschiedene. Es geht um abgebrannte Universitäten, den Vater – der Dichter Rogelio Sicat -, das Verhältnis zum eigenen Körper, Mutterschaft, aber auch um die Hinrichtung einer philippinischen Arbeitsmigrantin in Singapur und die Entfremdung, die die Oversea Filipino Workers in ihrer Familie empfinden. Es sind fließende, schwebende Gedichte in freien Formen, sie laden zum Erleben und Erkunden ein.

„Offenes Meer“ steht auf Platz 1 des 64. Weltempfängers. Dazu schreibt Jury-Mitglied Timo Berger: „Gedichte, geformt im Spiel der Gezeiten. Auf einer Motorradfahrt durchs wuselige Manila. Im Schein einer Trauerkerze. Unter den Schreien der Marktverkäufer. Wie Geckos schnellen die Verse in eine Zukunft, die gleichzeitig Erinnerung an eine blutige Vergangenheit ist.“

Annette Hug ist Autorin und Übersetzerin für philippinische Gegenwartsliteratur.

Katharina Borchardt ist Redakteurin bei SWR Kultur.

Sonja Hartl ist freie Journalistin.

Luna Sicat Cleto wurde 1967 in Manila geboren, sie hat Film, audiovisuelle Kommunikation und Filipino Literaturgeschichte studiert und unterrichtet philippinische Literatur und Creative Writing an der University of the Philippines.

Luna Sicat Cleto: Offenes Meer. Aus dem Tagalog und mit einem Nachwort versehen von Annette Hug. Edition Tincatinca 2024. 96 Seiten. 26 Euro.

In dieser Folge werden außerdem folgende Titel erwähnt:

Annette Hug: Wilhelm Tell in Manila. Wunderhorn 2016.

Marlies S. Salazar: Perspectives on Philippine Languages. University of the Philippines Press 2014.

Den ersten Podcast zu der Übersetzung (Ü: Niko Fröba) des philippinischen Kriminalromans „Last Call Manila“ von Jose Dalisay findet man unter diesem Link.

Seit 2008 erscheint die Weltempfänger-Bestenliste auf Anregung des Autors, Übersetzers und Herausgebers Ilija Trojanow und gibt Orientierung über übersetzte Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt. Litprom gibt die Bestenliste viermal jährlich heraus. Eine ehrenamtliche Jury aus acht Literaturkritikerinnen und Journalistinnen wählt stets sieben Titel aus. Die Weltempfänger-Bestenlisten sind auch auf der Webseite von Litprom zu finden.

Litprom wurde 1980 als „Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.“ gegründet und will den Dialog über und mit Literaturen des Globalen Südens im deutschsprachigen Raum anregen und fördern. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite.

Für Kommentare, Feedback, Fragen erreicht Ihr uns unter litprom@buchmesse.de. Zum Instagram von Litprom

Der Podcast wird gefördert vom Deutschen Übersetzerfonds.